Zug um Zug

In meiner Schulzeit überlegte ich ganz genau welche Ausrede für meine Verspätung  die günstigste ist. Straßenbahn kam nicht? Ein platter Reifen am Fahrrad ?  Rezept beim Arzt geholt? Schnell murmelte ich meine Worte vor mich hin und schlich auf meinen Platz. Streng achtete ich darauf keine ‚faulen‘ Ausreden zu gebrauchen. Also keine, die leicht zu prüfen waren.

Das wäre jetzt mein Vorschlag an die Deutsche Bahn. Ihr Ausredenkatalog ist überschaubar, ja langsam langweilig.

Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Durch den Lautsprecher über Gleis 5 hallt es verschwommen: „ICE 803, Abfahrt 19.12 Uhr – heute zirka 10 Minuten später. Grund dafür ein vorausfahrender Zug.“ Warum können wir nicht hinterher fahren?

Verspätungen gehören inzwischen zur Bahn. Wir pendeln einmal pro Monat zwischen Nürnberg und Berlin – Spandau. Wir mögen  den übersichtlichen Bahnhof Spandau. Leider hat er seine Tücken: Im Höllenlärm durchrauschender Güterzüge sowie  ein – und ausfahrender S- Bahnen gehen  die Ansagen unter.. Nur Bruchstücke kommen durch. Also Ohren offen halten. ICE 803 höre ich wieder. Kommt  20 Minuten später. Grund dafür fehlendes Personal. Wie eigentlich? Der Zug fährt bereits ab Hamburg, ohne Begleitung? 20 Minuten geht noch. An diesem Tag kamen wir auf 30 Minuten, weil nun ein anderer Zug unseren überholen musste, wie das? Hauptsache er fährt. Am Bahnsteig bleiben wir stets in Lauerstellung, denn wo genau der Zug abfährt bleibt oft bis zur vorletzten Minute der Joker. „Heute von Gleis 6, direkt gegenüber.“

Freude! Hatten wir doch im Monat zuvor nicht richtig hin gehört, als zunächst :  „Personen im Gleis waren“ und nach langer Wartezeit der Zug ganz ausfiel. Wir rein in den nächsten besten  Zug zum Hauptbahnhof. Schnaufend die Rolltreppe runter auf Bahnsteig 3. Ein ICE  Richtung München wollte warteten, wir waren nicht die Einzigen die noch mit wollten . Leider sahen wir auf Bahnsteig 2 den Zug abfahren. Sie hatten getauscht. Uns trennten die Gleise. Es war die letzte Möglichkeit an diesem Tag nach Nürnberg zu kommen.

Übrigens: Die Durchsagen schüren meine Fantasie und verkürzen so die Wartezeiten. ‚Internistischer Einsatz. Polizeieinsatz. Stellwerk defekt. Weichen funktionieren nicht.‘   Sei froh, dass du sicher auf dem Bahnsteig sitzt,“ denke ich zufrieden. Locker nehmen wir die Auskunft, dass es keinen Service im Zug gibt. Meist ist er aber doch an Bord. Und das Begleitpersonal, wenn es endlich da sein kann, schließlich kommt es meist auch mit der Bahn, ist super freundlich.  Schließlich sitzen wir ja alle in einem Zug…

P.S. Warum sind wir in Berlin? Wir treffen unsere Autoren aus dem Norden und Osten, damit diese nicht soweit nach Franken und in den Bayerischen Wald fahren müssen. Es sei denn, sie tun es gern.


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