Rezension zu “Deckname L.”
Prof. Dr.Thomas Feltes – Ruhr Universität Bochum
Polizeiwissenschaft – Polizei Newsletter :
Für alle, die diese Zeit zwischen den 1970 und 2000 Jahren bewusst (mit)erlebt haben, bringt das Buch diverse deja -vu- Erlebnisse. Für alle anderen ist es eine Einführung in eine ansonsten nach außen strikt abgeschottete Gemeindienstkultur, von der man nur annehmen kann, dass sie alles daran setzt, dass wichtige Dinge gerade nicht bekannt werden. Umso dramatischer sind dann solche Enthüllungsbücher wie das hier vorgelegte: Auch wenn die konkreten Ereignisse lange zurück liegen, dürfte sich die Art und Weise der Arbeit der Geheimdienste nur wenig verändert haben. Nur, wenn Journalisten einmal tiefer recherchieren, wird uns bewusst, wie sehr solche Handlungen oder Unterlassungen gesellschaftliche und politische Entwicklungen beeinflussen können. So zuletzt bei dem Angriff der Hamas auf Israel am 07.Oktober 2023, wo bislang zwar klar ist, dass der Mossad versagt hat, aber noch nicht klar ist, wo genau die politische Verantwortung dafür lag, oder die sog. „BTV.Affäre“ in Österreich, die dem dortigen Verfassungsschutz massiven Schaden zugefügt hat.
Professor Feltes weiter: Quellen oder wissenschaftliche Nachweise sucht man in dem Buch vergeblich. Ungeachtet dessen lohnt die Lektüre – auch wenn sie an dem Image der Geheimdienste gehörig kratzt und vieles, was wir uns so vorstellen, relativiert. Und uns damit vielleicht auch desillusioniert zurücklässt.